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​āsanas

Das manipūra cakra
Begehren und Aktivität  

Das dritte, der insgesamt sieben Hauptenergie Zentren, liegt auf Höhe des Magens und in der Mitte der Wirbelsäule.

Es wird manchmal auch als Nabelzentrum, oder Sonnengeflecht bezeichnet. In der Yogatradition wird es mit dem Feuerelement, tejas,und auch dem Verdauungsfeuer, agni, in Verbindung gebracht. Dies passt zu seiner Lokalisation in der Magengegend, wo eine starke Verdauungsleistung aufgebracht werden muss. 

Das manipūra-cakra ist somit auch das Zentrum einer intensiven und feurigen Aktivität. Es nimmt daher eine sehr wesentliche Rolle in der Entwicklung des Menschen ein, da Entwicklung immer mit einer Aktivitätsleistung verbunden ist. 

Geht man in der Entwicklung der cakren nach den Lebensjahrsiebten, wie sie von Rudolf Steiner und Heinz Grill  

ausführlich beschrieben wurden, beginnt die Entfaltung des dritten Zentrums in der Zeit von 14 - 21 Jahren. In der Pubertät also, wenn größte Umbrüche und Veränderungen das Leben des jungen Menschen auf den Kopf stellen. Eine starke Impulskraft, der Wunsch nach Unabhängigkeit von den Eltern und Sehnsucht nach Ausdehnung erwacht in dieser Zeit. Zum Teil noch unkontrolliert und ohne die vernünftige Lenkung der späteren Jahren, stürzt der Jugendliche sich in so manche Dummheit hinein, aus der aber viele Erfahrungen gewonnen werden können. 

Mancher zeigt auch ein starkes introvertiertes Verhalten und eine Rückzugsneigung. Die sicher zu einem gewissen Grade normal ist, allerdings nicht zu extrem werden sollte. 

Ungünstig ist es sicher wenn der Jugendliche nicht so recht weiss wohin mit seiner Energie. Die heutige Zeit ist da in mancher Hinsicht vielleicht schwieriger wie noch in der Vergangenheit, wo ein Kräfte messen mit anderen und Bewegung draußen in der Natur noch selbstverständlicher war. 

Auch ein Verhalten, dass die ethischen und moralischen Grenzen verletzt ist sicher nicht förderlich für die Entwicklung.

Der Jugendliche schadet damit nicht nur unter Umständen anderen, sondern vor allem auch seiner eigenen Persönlichkeitsentwicklung. 

Neben der hormonellen Veränderung, zeigt sich die körperliche Entwicklung mit starken Wachstumsimpulsen und manchmal verändert sich der Körper auffällig. Aus dem pummeligen Kind, kann ein hochgewachsener, schlanker Jugendlicher werden.

Heinz Grill bringt das dritte Zentrum mit dem sogenannten Astralleib des Menschen in Beziehung.

Der Astralleib ist mit Bewusstsein des Menschen in Verbindung und kann auch als Begehrensleib beschrieben werden.

Das Begehren, das Streben hin zu etwas, der Wunsch nach Ausdehnung ist eine natürliche Antriebsfeder im Leben. Jede Handlung die wir tätigen, hat ihre Motivation in einem bestimmten Begehren. Dies muss nicht immer bewusst sein, der Astralleib gliedert sich in einen bewussten und in einen unbewussten Anteil. Instinkte, Triebe, Impulse und Gefühle die eine Handlung motivieren sind oft unbewusster Natur.  

In vielen spirituellen und philosophischen Schulen wurde das Begehren als negativ bewertet und als etwas angesehen, dass der Spiritualität oder dem Erlangen von Weisheit im Weg steht. Schon bei Sokrates und Platon finden sich entsprechende Texte.

Im alten und traditionellen Indien, war die Askese ein sehr wesentlicher Teil der spirituellen Praxis, viele Mönche lebten ein höchst spartanisches Leben und im Christentum wurde dies bis zur körperlichen Geisselung getrieben. 

Dabei betonte schon Platon, dass die natürlichen lebensnotwendigen Bedürfnisse zu befriedigen seien, alles übermässige und nicht notwendige aber zu unterlassen sei. 

Auch bei Sivananda, einem spirituellem Lehrer der 1887 bis 1963 gelebt hat, finden sich Anweisungen an seine Schüler zu einer strengen disziplinierten Lebensweise. Maßvolles Essen, kalte Tauchbäder, lange Haltezeiten in den Yogaübungen, intensive Meditationspraxis und Kontrolle der Gedanken waren bei ihm wesentliche Grundprinzipien zu spirituellem Fortschritt. 

Selbstkontrolle und Disziplin sind auf jeden Fall notwendig auf einem geistigen Entwicklungsweg, es birgt sich darin aber auch die Gefahr der Negativierung und der Unterdrückung eines zum Menschen zugehörigen Anteils.

Anstatt das Begehren niederzudrücken, sollte es vielmehr weisheitsvoll und vernünftig geführt und in sinnvolle Bahnen gelenkt werden. Und nicht nur der spirituell Strebende, nahezu jedem Menschen tut eine gewisse Disziplinierung und Lebensführung gut. Gerade in einer Zeit in der uns nahezu immer alles zur Verfügung steht, lebt eine gewisse Anforderung nicht jedem Impuls nachzugeben, nicht jede Lust sogleich zu befriedigen und sich nicht von jedem Gefühl leiten zu lassen. 

Dies wäre eine zeitgemässe und den heutigen Entwicklungsnotwendigkeiten angemessen Herausforderung.

Genau darin liegt auch die wesentliche und entscheidende Rolle die das manipūra cakra einnimmt. 

Yogaübungen

zum manipūra-cakra

Für die Yogaübungen ist das dritte Zentrum sehr wesentlich und wird im neuen Yogawillen, dem von Heinz Grill konzipierten Übungsweg, ausführlich erarbeitet. Kaum eine āsana kommt ohne eine Aktivität in der Mitte der Wirbelsäule aus und in der Durchgestalten und Ausformung der Übungen findet eine intensive Bewegung in diesem Bereich statt. Die Bewegungen sind einerseits dynamisch, fordernd und grenzüberschreitend, aber auch leicht, weit und freudig. Die Wirbelsäule strebt in eine wachsende Längsausdehnung, dies ist wohl die prägendste Charakteristik der Übungen zum dritten Zentrum. Der gesamte Brustkorb, die Nierenregion und der Flankenbereich dehnen sich aus, werden länger, weiter und damit auch empfindsamer. 

Die sieben Hauptenergiezentren sind entlang der Wirbelsäule lokalisiert. Sie sind zwar feinstofflicher Art und somit natürlich nicht physisch sichtbar, dennoch lassen sie sich recht exakt bestimmten Regionen zuordnen. Das manipūra-cakra liegt in Bereich des 9. und 10. Brustwirbels. Bei vielen Menschen ist die Wirbelsäule hier relativ schwach und blockiert. Der Yogaübende findet dann keinen rechten Zugang um die Kraft gezielt aus diesem Zentrum einzusetzen. Durch die Belastungen, die das Leben häufig mit sich bringt und die psychischen Bindungen wie Ängsten, Unsicherheiten oder Zwängen usw. ist die natürliche Freude an der gesunden Aktivität wie eingeschnürt. 

Der Übende des Yoga hat nun die Anforderung sich nicht in die Widerstände die der Körper ihm bietet verwickeln zu lassen und gibt auch den Impulsen des vorzeitigen Rückzuges nicht nach. Indem gewisse Regionen wie der Schulter und Nackenbereich immer wieder bewusst gelöst werden und andere Regionen in eine dynamische Anspannung gebracht werden, behält der Übende eine ordnende Übersicht. Die Vorstellung zur Stellung, bspw. über eine wachsende Längsausdehnung, wird lebendig und ganz bildlich gedacht. Mit der Zeit lösen sich die fixierenden Blockaden und der Übende bemerkt wie er leichter und freier die Stellungen gestalten kann. Eine wirkliche Freude an der Ausdehnung selber entsteht und es komme Kräfte hinzu, die die Ausdehnung der Wirbelsäule wie selbstverständlich möglich machen. 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die gesunde Aktivität

Weiterführende Literatur:

Karl Elberg: Swami Sivananda: Von einem der auszog, das Glück zu suchen.

Heinz Grill: Die 7 Lebensjahrsiebte und die 7 Chakren; Die Seelendimension des Yoga

Rudolf Steiner: Chakren, Sinnesorgane der Seele

Der Text wurde verfasst von: Linda Waßmuth 

Nicht Impulshaft oder gar von Zwängen intoniert, sondern im rhythmischen Aufbau und von einem Gedanken geführt und geleitet, erhält eine grenzüberschreitende und intensive Aktivität ihre sinnvolle Ausrichtung.

Eine Handlung oder Tätigkeit ist dann aufbauend, wenn sie in geeigneten Zusammenhängen steht und der Einzelne seine Tätigkeit mit Bewusstsein führt. So entsteht eine Verbindung zwischen dem Handelnden selber und der Handlung. 

Ohne Begehren wäre der Mensch zur Passivität verdammt und hätte keinen Antrieb und keinen eigenen Willen.

Folgt jemand aber ausschliesslich seinen Instinkten, gemütshaften Impulsen und Emotionen, gehorcht er sogar der Gier und dem triebhaften Verlangen ohne Vernunft, kann dies zu Unruhe, Verausgabung und letztlich zu einem Empfinden der Sinnlosigkeit und Leere führen. 

Der Astralleib, der Begehrensleib muss immer wieder geordnet werden und sein Bestreben sozusagen in die richtige bzw. in eine vernünftige, sinnhafte Ausrichtung gelenkt werden. 

So werden die Kräfte in eine produktive und dem Menschen dienliche Richtung gebracht. 

Die gesunde Aktivität lässt sich vielleicht am Besten mit dem Begriff Interesse darstellen. Ein wirkliches ehrliches Interesse ergreift das Objekt oder die Person der Aufmerksamkeit nicht, zwingt nichts auf, engt nicht ein. Sondern geht vielmehr in lebendiger Wahrnehmung und freilassend darauf zu. Ehrliches Interesse ist zielgerichtet, bemüht um eine wirkliche Wahrnehmung und Anteilnahme. Es hört nicht an der Oberfläche auf, sondern will bis in die Tiefe hinein vordringen. Ausdauer und wache Übersicht sind notwendig um das Ziel nicht aus dem Blick zu verlieren, führen aber nicht in Enge und Fixierung hinein. 

Erwacht ein Interesse zu einer Person, einem Objekt oder einen bestimmten Thema richtet sich die Wirbelsäule ganz automatisch ohne willentliches Zutun in Leichtigkeit auf.

Die Aufrichtebewegung die aus dem dritten Zentrum motiviert ist, ist nicht machtvoll und Raum einnehmend.

Im Gegenteil, es erhebt sich die Wirbelsäule in eine anmutige, schöne und empfindsame Längsausdehnung. 

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