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        Philosophie

eine kurze Darstellung des Karma Yoga 
- im Zusammenhang zum Verständnis des Selbstlosen Dienen im Gegensatz zu einem Handeln in dem das Selbst einbezogen ist. 

 

 

Es gibt sehr viele Möglichkeiten, die verschiedenen Wege des Yoga zu klassifizieren und einzuteilen. Swami Vivekananda beschrieb um 1900 herum vier Hauptpfade des Yoga. 

Er benannte sie Jnana Yoga, als Yoga der Erkenntnis oder Yoga des Wissens, 

Bhakti Yoga, als Yoga der Hingabe, Raja Yoga, als Yoga der Mediation und 

Karma Yoga, das als Yoga des selbstlosen Dienen oder als Yoga der Tat bezeichnet wird. 

 

Um zu einem fundiertem Verständnis dieser Yogapfade zu gelangen, bedürfte es einer vertieften Auseinandersetzung, was jeweils unter den einzelnen Aspekten zu verstehen ist, wie sie von Vivekananda selbst gemeint wurden und wie sie eine Integration in die heutige Zeit finden können. 

 

Heinz Grill legte in der letzten Fachfortbildung für Asana Kunde im August 2020 den Unterschied da, zwischen einem Handeln ohne Selbst und einem Handeln mit Selbst.

Ausgehend von seinen Beschreibungen möchte ich in diesem Text auf den Begriff des Karma Yogas eingehen. 

 

 

Zu Karma Yoga findet sich bei Yoga Wiki folgendes Zitat: 

 

„Durch selbstloses Handeln, ohne an Lohn oder Lob zu denken, wird das Herz gereinigt. Frei von der Bindung an den Erfolg der Taten, die Gott geweiht werden, lernt man, das Ego zu läutern.“ 

(www. wiki.yoga-vidya.de/Yoga_Pfade

 

 

Wie kann man handeln ohne Beteiligung des eigenen Selbst, ist das überhaupt möglich? 

Ist eine Handlung mit Selbstaufgabe eine ehrenvolle Handlung und dem Höchsten und Göttlichen würdig? 

Wie wäre der Begriff „Selbst“ zu verstehen? 

 

 

Die Empfindung eines Ich’s, von Ich-Selbst, von mir-Selbst, von Selbsterkenntnis also Kenntnis meines Selbst, ist dem Menschen eigen und unterscheidet ihn im wesentlichen vom Tier. 

Auch das kleine Kind hat noch kein eigenes Selbstverständnis, noch kein Ich -Empfinden, es ist noch ganz in der Vereinigung mit der Mutter und selbstständig auch eine lange Zeit nicht überlebensfähig. 

Erst langsam, im Laufe der Entwicklung, entsteht eine Wahrnehmung und Unterscheidung von mir zu dem Anderen, vom Ich zum Du, eine eigene Persönlichkeit tritt klarer hervor. 

Der Mensch erringt sich einen eigenen Stand. Wird Selbst-Ständig. 

 

Und dieses mühsam errungene Selbst soll nun wieder aufgegeben werden, um einem Höheren, Göttlichem und Geistigem zu dienen? 

 

Nach den Beschreibungen von Heinz Grill und auch von Rudolf Steiner ist das Selbst oder 

das Ich des Menschen seine ureigene Wesensnatur.

Es steht in direktem Zusammenhang zum Geistigen, es ist die geistige Wesensnatur des Menschen. Das Ich bildet seinen Kern, stellt seine Schöpferkraft und Gestaltungskraft dar, 

es ist der Mensch Selbst im Ich. 

Das höchste und göttliche Selbst individualisiert sich im Ich des Menschen. 

 

Das höhere Sein drückt sich in jeder Erscheinung aus, kommt in jeder Verwirklichung zur individuellen Gestalt. 

Das Besondere des Menschen ist es, dass er ein höheres Sein bewusst zur Verwirklichung bringen kann, dies ist seine Schöpfer- und Gestaltungskraft. 

Das Tier hingegen ist das Sein was es von Natur aus ist. Es kann nicht individuell entscheiden und gestalten, es handelt und lebt nach seiner ihm eigenen Natur.  Das Schaf ist Schaf und bleibt Schaf und ob es auf einer Almwiese oder im engen dunklen Stall lebt, kann es nicht selber entscheiden. Es ist davon abhängig wo es geboren wurde und ist abhängig von den Menschen, wie diese mit ihm umgehen und die Lebensumstände des Tieres gestalten.

 

Von dieser Betrachtungsweise ausgehend, erscheint es nicht sinnvoll das Selbst, das uns zum Menschen macht, im selbstlosem Dienen und Handeln aufzugeben; im Gegenteil. 

 

Durch die Hinwendung und Ausrichtung an etwas Höheres und Edleres erwacht das Ich-Selbst zur Individualität und ehrenvollen Gestaltungskraft. Damit ein höheres und edleres Sein verwirklicht werden kann, braucht es die (selbstständige) Aktivität des Menschen. 

 

Der Wert des Friedens stellt eine hohen und moralischen Wert da, der übergeordnet und unabhängig von Religion, Staatsangehörigkeit, Geschlecht und gesellschaftlichem Status für alle Menschen ein erstrebenswertes Ziel darstellt. 

Stellt jemand dieses Ziel in die Mitte seines Lebens, ringt er um Verständnis des Begriffes und um Möglichkeiten Frieden für alle als Realität herbei zu führen, geht er einen Weg der Auseinandersetzung mit den gegebenen Umständen der Zeit und dem übergeordnetem Ideal als hohes Ziel. Er wird sein Denken und Handeln danach ausrichten und wenn es ihm wirklich ernst ist, wird er die persönlichen Belange dem Ideal unterordnen. Oder vielleicht besser ausgedrückt, das übergeordnete Ideal wird Teil der persönlichen Belange.

 

In der letzten Fachfortbildung wurde Mahatma Gandhi als anschauliches Beispiel aufgeführt. 

Er sah die Befreiung Indiens von den Engländern, als Notwendigkeit seiner Zeit und Kultur.

Ein wirkliches Frei werden war aber für ihn mit Gewalt und Krieg nicht zu erreichen, sondern der Weg musste gewaltlos beschritten werden. Diesen hohen Wert der Gewaltlosigkeit stellte er über alles und sein Besteben und Handeln, um Indien in die Unabhängigkeit zu führen, war daran ausgerichtet.

Gewaltlosigkeit wurde somit Teil seiner Persönlichkeit, es wurde zu seinem eigenen Sein. 

Denkt man heute an die Persönlichkeit Mahatma Gandhi, sind  die Begriffe Gewaltlosigkeit und die Unabhängigkeit Indiens untrennbar mit der Person verbunden. 

 

Die Handlungen die aus dem Überpersönlichem entstehen tragen ein Ehrgefühl in sich, denn es geht um die Sache an sich. Das sogenannte Ego wird dabei zurückgelassen, aber auch das Selbstlose wird zurückgelassen. Der schwierige Begriff des Opfers könnte in dem Zusammenhang gebraucht werden. Auch die Bindung an den Erfolg, wie im oben genannten Zitat von Yogawiki, wird „geopfert“. 

 

Heinz Grill beschrieb es in einer Fortbildung für Yogalehrer mit den Worten:

„Eine Handlung wird ehrwürdig, wenn die Handlung getätigt wird, ohne an den Früchten der Handlung zu hängen.“

Wenn der Wert einer Sache erkannt wird, dann binden sich die daraus abgeleiteten Handlungen nicht an den Erfolg oder Misserfolg, die Sache an sich trägt einen Wert. Die Handlungen die daraus entstehen, werden freier und unabhängiger und gleichzeitig entwickeln sie ein größere ausstrahlende Kraft auf die Mitmenschen. 

 

Man kann dienen ohne Selbst und in Selbstaufgabe. Zur Verwirklichung des Selbst und damit eines höheren und edlerem Sein, ist die Selbstaktivität, Auseinandersetzung und aktive Gestaltung aber unabdingbar. 

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