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​āsanas

Das anāhata cakra
Die Entwicklung einer Standposition im Leben 

Jeder Mensch hat in seinem persönlichen Leben einen ganz individuellen Stand. Dieser bildet sich entsprechend der Umstände und Verhältnisse in denen der Einzelne lebt und aufwächst. Am Anfang des Lebens sind es die Eltern und die Erziehungsverhältnisse die einen stark prägenden Einfluss ausüben, aber auch die gesellschaftlichen Strukturen und Zeitbedingungen in die der Einzelne hineingeboren ist. Später kommen der Freundeskreis und die Berufswahl dazu. Diese können dem Menschen eine Position im Leben geben, die von den elterlichen Bedingungen unter Umständen auch ganz unabhängig sein kann. 

Gerade die Berufswahl hat einen erheblichen Einfluss auf unser Verständnis das wir von uns selber haben.

Im Sprachgebrauch wird das deutlich. Wir sagen nicht; ich übe den Beruf des Arztes, des Wissenschaftlers, des Verkäufers aus. Wir sagen meistens; ich bin Arzt, ich bin Wissenschaftler, ich bin Verkäufer.

Eine starke Idendikafikation über den Beruf kommt dabei zum Ausdruck. 

In der Yogalehre wird das Herzzentrum, anāhata-chakra, mit der Standposition des Menschen in Verbindung gebracht. Die sieben Chakren sind feinstoffliche Energiezentren die entlang der Wirbelsäule lokalisiert sind.

Sie entwickeln sich im Laufe eines Lebens auf natürliche Art oder auch durch gezielte Schulung wie es im Yoga angestrebt wird. Die sieben Zentren kennzeichnen sich dabei durch unterschiedliche Charakteristika und entsprechen verschiedenen Entwicklungsstufen bzw. Entwicklungsanforderungen im Leben. 

Das Herzzentrum befindet sich in der Mitte zwischen drei oberen und drei unteren Zentren. Die Entwicklung des Herzzentrums beginnt naturgemäss ab dem 21.Lebensjahr, dann wenn der Mensch erwachsen wird.

In dieser Zeit übernimmt der Mensch unabhängiger von den Eltern Verantwortung für sein Leben, lernt wesentliche Entscheidungen selbst zu treffen und über die Berufswahl werden die Weichen für die Zukunft gestellt. Er reift in seiner individuellen Persönlichkeit heran. Die Persönlichkeit und Individualität des Menschen bilden sich aus den bisherigen, gegebenen Umständen und aus dem was er neu seinem Leben hinzufügt. 

Dieser Zustand kann natürlich niemals endgültig fertig sein, sondern ist in einem beständigen neu finden und neu formen begriffen. 

Während in der Jugendzeit zwischen dem 14. und 21. Lebensjahr der Jugendliche noch ganz auf sich selbst und seinem dazugehörigen Freundeskreis bezogen ist und wenig Wahrnehmung oder Beachtung auf eine weiteres Umfeld ausrichtet, weitet sich beim jungen Erwachsenen die Wahrnehmungsfähigkeit und der Radius seines Interesses. Ein soziales Bewusstsein erwacht. Toleranz und Anteilnahme dem Anderen gegenüber sind Tugenden die dem Herzzentrum zugeordnet werden können.

Idealerweise erwacht dieses soziale Bewusstsein, ohne das der junge Mensch sich in Aufopferung oder falsch verstandener Hingabe selbst verliert. Selbstaufgabe und Aufopferung in negativer Hinsicht, wie  es manchmal im katholisch-kirchlichen Kontext gefordert wird, würden einer reifenden Persönlichkeitsentwicklung nicht dienlich sein. 

Aufmerksamkeit, Respekt, Toleranz und Wahrnehmung dem anderen gegenüber, bei gleichzeitiger Wahrung des eigenen Standpunktes entsprechen der Entwicklung des anāhata chakra.

Yogaübungen

zum Herzzentrum

Die Yogaübungen werden den einzelnen, manchmal auch mehreren, Energiezentren zugeordnet. Dies hängt mit dem spezifischen Charakter und dem Sinngehalt der jeweiligen Übung zusammen. Die Übungen des anāhata chakra fördern eine Wahrnehmung des Außenraumes, bei gleichzeitiger Wahrnehmung des Innenraumes. Sie fördern somit genau die Eigenschaften die der Entwicklung des Herzzentrums entsprechen. Dabei darf man aber nicht dem Fehler verfallen, dass mit dem praktizieren der Übung alleine das Herzzentrum entfaltet werden könne. Dies wäre eine viel zu materialistische Denkweise und entspricht nicht dem Wesen der Energiezentren. 

Über eine Auseinandersetzung mit den Inhalten der Übungen und mit einer Bemühung diese Inhalte mit dem alltäglichen und sozialen Leben in Bezug zu bringen, können die Übungen aber eine sehr wertvolle Hilfe geben.

Heinz Grill bringt in seinem Buch "Die Seelendimension des Yoga" das Herzzentrum mit der inhaltlichen Gestaltung des Lebens in Verbindung. Inhaltliche Gestaltung meint, dass der Mensch selbst sein Leben nach gewählten Zielen und Möglichkeiten in die Hand nimmt. Ein wirklicher Inhalt besteht dabei nicht aus rein gewinnorientierten oder egoistischen Bestrebungen. Vielmehr ist ein Inhalt, wie es einer Schulung im Yoga entsprechen würde, etwas mit einem tieferen Sinngehalt. Ein Wert der für ein Gesamtes betrachtet wertvoll ist.  

Ich finde es liegt etwas tröstliches darin, dass nicht alleine die gegebenen und persönlichen Umstände den Verlauf des eigenen Lebens bestimmen. Vielmehr wird der Mensch selber zum Akteur und Gestalter seines Daseins, wenn er sich eigenständige Ziele vornimmt. Haben diese Ziele einen Wert sowohl für ihn selber, aber auch für ein größeres soziales Umfeld kann eine große Kraftumsetzung freigesetzt werden. Dies entspricht den Strömen die im metaphysischen Herzzentrum zusammentreffen. Ein Oberes, Ideales, zunächst Ideenhaftes, kommt mit dem menschlichen, mit den sozialen Bemühungen in Beziehung. Der Einzelne der sich dieser Disziplin widmet, weitet sein persönliches Dasein um ein überpersönliches Bestreben. Gleichzeitig gewinnt er Persönlichkeit und Stand, da er sich in einem wertvollen Inhalt gründet. 

Weiterführende Literatur

Heinz Grill: Die 7 Lebensjahrsiebte und die 7 Chakren; Die Seelendimension des Yoga

Rudolf Steiner: Chakren, Sinnesorgane der Seele

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