Gesundheit
Die freie Bewegung
In der Betrachtung von menschlichen Bewegungen ist zu beobachten, dass der Ausdruck von Bewegungen von sehr unterschiedlicher Art sein kann.
Die kindlichen Bewegungen sind im Ausdruck noch sehr leicht und unbeschwert. Besonders das kleine Kind zeigt eine für den Erwachsenen erstaunliche Beweglichkeit. Im Körper des Kindes sind noch keine Verhärtungen oder Spannungen, die die natürlichen Bewegungen einschränken würden.
Nachahmend, ohne nachzudenken, unbeschwert und ungezwungen, zeigt sich das Kind im natürlichen und freudigen Bewegungsspiel.
Ganz anders als die kindliche Bewegung erscheint eine in Spannung und aus dem Willen angesetzte Bewegung, wie sie bspw. häufig im Leistungssport zu finden ist.
Die Bewegungen sind oft bewundernswert präzise und sehr exakt ausgeführt. Doch erscheinen die Bewegungen mechanischer, körperfixierter als das z.B. bei der mehr kindlichen Bewegung der Fall ist. In einer konzentrierten, präzisen Bewegung mit mentaler Beteiligung, wie sie zum Bsp. der Chirurg oder Handwerker braucht, tritt wieder ein anderer Ausdruck in Erscheinung.
Die mentale Beteiligung lenkt die Bewegung und es zeigt sich ein konzentrierter Ausdruck, der schön anzusehen ist.
Jemanden bei einer exakten Arbeit zuzusehen, wird als angenehm empfunden.
Die Konzentration und Ruhe, die notwendig sind, übertragen sich auf den Beobachter.
Im folgenden sind zwei sehr unterschiedliche Impressionen im Ausdruck der Bewegung zu sehen.
Im linken Bild sind zwei Kinder, deren Bewegung ungezwungen, natürlich und frei erscheint. Wobei bei der Älteren bereits ein Ausdruck von Konzentration im Gesicht erscheint, die Jüngere praktiziert die Bewegung der Kobra noch ganz spielerisch und ohne Schwierigkeiten.
Im rechten Bild ist eine Leistungsgruppe Sport aus DDR Zeiten zu sehen. Die Bewegungen sind sehr präzise ausgeführt in vollendeter Form. Leichtigkeit, und Freude findet man im Ausdruck der Gesichter aber nicht. Vielmehr ist es die Strenge der Disziplin die sichtbar wird.
Ideal in der āsana
Die freie Bewegung, aus einem Gedanken geführt
Die kindliche Bewegung ist auf natürliche Weise leicht, rein und ungezwungen. Im Laufe des Erwachsenwerdens verliert sich diese freie Bewegungsmöglichkeit. Dafür kommt beim Erwachsenen etwas hinzu, dass das Kind noch nicht hat. Es ist die Möglichkeit des entwickelten Bewusstseins.
Der Erwachsene kann eine Bewegung unter mentaler, d.h. unter bewusster und konzentrierter Beteiligung ausführen. Dem Kind fällt dies schwerer.
Erst langsam entwickeln sich die Bewusstseinskräfte im Lernen und Heranwachsen.
In einer frei angesetzten Bewegung führt der Übende das Bewusstsein zum Körper und erlebt den Körper dabei nicht fixiert.
In dem die Aufmerksamkeit auf bestimmte Vorstellungsinhalte gelenkt wird, wird der Körper wahrgenommen, aber nicht beengt und festgehalten.
Das freie Bewusstsein bewegt sich frei vom Körper und kann die Bewegung aus einer Wahrnehmung und Übersicht heraus lenken und steuern.
Die Bewegungen erhalten so einen sehr schönen, ästhetischen und lebendigen Ausdruck.
Nicht in der natürlichen Beweglichkeit des Kindes oder des jungen Menschen und auch nicht im rein mechanischen Training liegt der Sinn der Yogaübungen.
Vielmehr liegt das Ziel in der Möglichkeit eines zu entwickelnden Bewusstseins, das einen Gedanken oder eine Vorstellung wohl erwogen hat und in der Kenntnis und Erfahrung zu einem reifen Ausdruck führen kann.
Die Körperübungen werden immer von einer Vorstellung und einer Empfindung begleitet und werden so zu einer Bewegungskunst und zur Entwicklungsmöglichkeit für das Bewusstseins.
Bewegungen können gut im Alltag studiert werden. Es ist spannend einmal drauf zu achten, wie die Mitmenschen sich bewegen, laufen und gestikulieren.
Dabei kann man sich fragen, was für ein Eindruck bei der Beobachtung der Bewegung entsteht.
Möglicherweise entsteht der Eindruck von Schwere, Anspannung und Anstrengung, von Unruhe, Hektik und getrieben sein.
Oder es entsteht ein angenehmer Eindruck von Leichtigkeit, Freiheit, Anmut und Ästhetik.
Eine Bewegung kann eng an den Körper gebunden sein oder freier vom Körper. Sie tritt dann mehr wie von Außen heran und bewegt den Körper ohne ihn gefangen zu nehmen.
Der Beobachter wird bemerken, dass der Ausdruck den er wahrnimmt auf ihn selber ebenfalls eine Wirkung ausübt.
In der Yogaāsana der Drehsitz, wird der Körper anhand der Vorstellung zur Bewegung in die Position geführt.
Das Bewusstsein behält die Übersicht über die Bewegung.
Die Bewegung wird dadurch frei.
Gleichzeitig kommen Konzentration und Form zum Ausdruck.