
Philosophie
Als Beispiel für diesen Übertrag kann die Yogaübung der Waage, tuladanāsana, dienen.
Die Übung beginnt mit einem klaren Schritt nach vorne, der Übende verlässt den sicheren Stand und begibt sich, nur noch auf einem Bein stehend, in eine spannkräftige weit ausgedehnte horizontale Linie. Ein bisheriger Standpunkt wird verlassen und eine neue Form eingenommen. Diese erfordert eine hohe Spannkraft, schenkt aber auch die Empfindung der weiten Ausdehnung.
Im Leben kennt man die Erfahrung, dass wenn neue Schritte anstehen, eine bisherige Position manchmal verlassen werden muss und die neuen Umstände oftmals eine gehörige Portion an Spannung mit sich bringen. Wird diese Spannung aber ausgehalten und sogar zur weiteren Ausformung der Situation genutzt, ist im Ergebnis ein Fortschritt der eigenen persönlichen Umstände gewonnen und man ist froh den Schritt gewagt zu haben.
Im Praktizieren der Waage, kann diese Gesetzmässigkeit konkret erlebt werden. Sie ist ein Bild des Fortschrittes und Ausdehnung der eigenen Möglichkeiten.
Wir leben in einer Zeit die von Krisen geprägt ist und eine bisher bestehende Gesellschaftsstruktur erschüttert ist. Viele Menschen sehnen sich nach einer neuen Ausrichtung im Leben, nach sinnvoller Lebensgestaltung und einer Gesellschaft, in der der Mensch und nicht nur das Kapital einen Wert hat.
Wollen wir eine Zukunft gestalten, in der menschliche Werte und eine aufbauende Entwicklung im Mittelpunkt steht, brauchen wir dazu Werkzeuge. Von alleine wird dies nicht kommen. Der Mensch ist es, der seine Umwelt, die Gesellschaft und damit die Bedingungen auf diesem Planeten gestaltet. Wir glauben, dass jeder Einzelne dazu etwas beitragen kann und will. Dass dazu aber eine Auseinandersetzung, eine sinnvolle Aktivität und die Loslösung von alten, unbrauchbaren Strukturen notwendig ist.
In unserer Arbeit sind wir inspiriert vom Neuen Yogawillen und dessen Begründer Heinz Grill. In seiner Tätigkeit als spiritueller Lehrer und Autor stellt Heinz Grill ein authentisches Beispiel eines Menschen dar, dessen Leben und Werk sich anhand hoher Ideale beständig weiter ausgestaltet. Er zeigt konkrete Wege auf dieses schöpferische Potenzial, das jeder Mensch hat, selbst zu entwickeln.
Auf unsere Webseite möchten wir zu einem eigenständigen und künstlerischen Umgang mit der Yogaübung anregen. Wir möchten Impulse setzten und interessierten Menschen eine Möglichkeit zur Auseinandersetzung und zum Studium geben.
Da wir beide im medizinischen und therapeutischen Bereich tätig sind, liegt ein Schwerpunkt in den Fragen zur Gesundheit des Menschen.
Ein weiterer Schwerpunkt liegt in der Ästhetik der Yogāsanas. In den schönen Körperübungen kommt eine sehr ansprechende Ästhetik zum Vorschein. Diese entsteht als ein Ergebnis, in dem eine entwickelte Vorstellung zu der Bewegung über den Körper in die Umsetzung geführt wird.
Wir wünschen Freude im Lesen und Studieren, sowie aufbauende Impulse zu einer neuen und schönen Kultur des menschlichen Lebens.
Myriam Bayer & Linda Waßmuth
Warum heisst diese Seite Yoga als Kulturimpuls?
Yoga stammt bekanntlich aus Indien und ist mehrere tausend Jahre alt. Es bestand im alten Indien aber ein anderes Verständnis zum Yoga wie dies heute in der westlichen Kultur der Fall ist. Aktuell ist Yoga vor allem eine Möglichkeit, um Entspannung zu finden, die Beweglichkeit des Körpers zu erhalten oder wieder herzustellen und einen Ausgleich zum stressigen Alltag zu haben.
Dies sind alles nachvollziehbare Aspekte und entsprechen der Wirkung, die Yoga haben kann.
Im alten Indien war Yoga tief im Selbstverständnis der Menschen und in der Kultur verwurzelt. Es war Teil der kulturellen Identität.
Die Brahmanen und Yogis lebten nicht ausschliesslich zurückgezogen auf der Suche nach Erleuchtung, sie waren auch Ratgeber von Regierenden sowie des einfachen Volkes. Sie haben durch ihre erworbene Weisheit einen Anteil zum gesellschaftlichen Leben beigetragen und hatten damit eine wichtige Rolle in der Gesellschaft.
Wir sehen auch heute im Yoga diese umfassende Möglichkeit. Durch die Auseinandersetzung mit den Übungen und ihren innenliegenden Gesetzmässigkeiten, durch das Studium von Schriften und Inhalten wird der Mensch mit seinem Bewusstsein rege. Er lernt Gesetzmässigkeiten kennen, denen eine tiefe Weisheit und Wahrheit zugrunde liegt und lernt diese in seinem Leben anzuwenden.