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Philosophie
Die guten Vorsätze
Rückblick auf 2023
Alle Jahre wieder überrascht einen das Ende des Jahres. Wie schnell ging es wieder vorbei, was ist eigentlich alles geschehen im zurückliegenden Jahr? Beliebt sind daher am Jahresende Fernsehsendungen die einen kollektiven Rückblick auf das Jahr werfen. Spannend ist es aber auch, dies einmal für sich ganz persönlich zu tun.
So kann man sich, inspiriert von Rudolf Steiner der eine tägliche abendliche Tagesrückschau empfahl, das vergangene Jahr noch einmal ins Bewusstsein zu holen. Steiner regte an, die Rückschau rückwärts zu praktizieren, also mit dem Abend beginnend bis zurück zum Morgen sich den gesamten Tag noch einmal zu vergegenwärtigen. Für eine Jahresrückschau bietet sich dies ebenfalls an.
Beginnend im Dezember ruft man sich jeden einzelnen Monat noch einmal in Erinnerung.
Manche Monate werden dabei Gegenwärtiger sein, bei anderen weiss man kaum noch was man getan hat.
Günstig ist es die Rückschau mit einigen Fragen zu begleiten.
An welchen Orten hat man sich im jeweiligen Monat aufgehalten? Wie war die Atmosphäre dort? Wie war die Jahreszeit und das Wetter, wie waren die Naturbedingungen?
Welche Menschen sind einem begegnet und wie war die Qualität der Begegnung?
Hat sie zu einem gegenseitigen Aufbau geführt oder war sie eher erschöpfend und unbefriedigend?
Wie war die eigene Stimmungslage? Niedergeschlagen und bedrückt oder tatkräftig, lebensfroh und hoffnungsvoll? Und woran hat dies jeweils möglicherweise gelegen?
Wichtig ist es sich in glücklichen oder auch in unglücklichen Momenten nicht zu verlieren, sie auch nicht zu bedauern oder besonders euphorisch in der Erinnerung zu schwelgen. Vielmehr sollte man darauf achten, die Begebenheiten anzuschauen wie sie waren, aber nicht zu viele Emotionen dabei aufkommen zu lassen. Gelingt dies, so gewinnt man einen klareren Blick auf die verbrachte Zeit und damit auf sich Selbst und das eigene Leben.
Man wird sich bewusster mit was die eigene Zeit gefüllt ist und welche Qualitäten die Begegnungen mit anderen Menschen wirklich haben.
Manche Begebenheiten erscheinen einem in der Rückschau als gelungen oder weniger gelungen. Man kommt vielleicht darauf dies war gut und dies weniger. Wertvoll ist es sich dies bewusst zu machen und ggf. daraus zu lernen.
Zielperspektiven für 2024
Der Januar ist häufig von guten Vorsätze begleitet. Man müsste sich mehr bewegen und mehr Sport treiben, gesünder essen, weniger Auto fahren und endlich einmal eine Fremdsprache lernen.
Wie schnell diese Vorsätze aber im Sande verlaufen und wie wenige davon tatsächlich umgesetzt werden, weiss wohl jeder. Da dies sehr unbefriedigend ist, lassen manche die Vorsätze lieber gleich bleiben. Ein bewusst gesetztes und auch realisiertes Ziel ist aber sehr wertvoll. Die Erfahrung das vorgenommen Ziele erreicht werden, stärkt die Selbstkraft und fördert eine eigenaktive Entwicklungsmöglichkeit.
Daher möchte ich anregen für das kommend Jahr die guten Vorsätze einmal anders zu denken und sich eine wirkliche Zielperspektive vorzunehmen. In dem Begriff stecken zwei Worte; Ziel und Perspektive. Eine Perspektive ist eine Zukunftsaussicht, ein Blick in die Zukunft, eine Möglichkeit. Eine Perspektive ist aber auch ein bestimmter Blickwinkel, der Standpunkt von dem aus etwas betrachtet wird oder die Darstellung räumlicher Verhältnisse.
Ein Ziel ist ebenfalls immer in die Zukunft ausgerichtet, es ist nicht Gegenwart, es will erst erreicht werden. Es ist etwas das noch nicht Realität, sondern zunächst Theorie ist. Eine Zielperspektive könnte man als Aussicht auf ein Ziel beschreiben, ein Blick auf etwas das zu erstreben und zu erreichen wünschenswert ist.
Günstige Voraussetzungen zur Realisierung erzeugt man, indem gleich zu Beginn einige Punkte berücksichtigt werden.
Am Anfang steht unbedingt die eigene Entscheidung. Es muss selbst gewählt und selbst gewollt sein und es muss auch ein Sinn in dem Ziel gesehen werden. Sehe ich einen Sinn und damit gewissermassen einen Notwendigkeit in dem Ziel werde ich den Willen und das erforderliche Durchhaltevermögen leichter aufbringen. "Man müsste einmal" ist keine ausreichende eigene Entscheidung. Vielmehr drückt sich darin eine gesellschaftlich implizierte Vorstellung aus von der man glaubt sie erfüllen zu müssen.
Je höher die Notwendigkeit eingeschätzt wird, desto größer ist der Wille zur Realisierung. Viele Menschen haben in ihrem Leben scheinbar unmögliches geleistet, da sie eine unbedingte Notwendigkeit darin sahen und nicht nachgelassen haben bis das Ziel erreicht war.
Hilfreich ist es auch sich einen Zeitplan zu machen. Das Endziel ist dabei wie der Zielpunkt bei einer Langstreckenwanderung. Es braucht Etappenziele die in einem bestimmten Zeitmass zu erreichen sind und man muss den Weg planen. Vielleicht kann man den ganzen Weg noch nicht überblicken, aber die nächst mögliche Etappe sollte man einschätzen können.
Sich realistische Teilziele zu setzen und zu planen bis wann diese erreicht werden können, macht den Weg überschaubar. Hin und wieder muss man überprüfen ob man dem Endziel schon angemessen näher gekommen ist oder vielleicht den Weg aus den Augen verloren hat.
Und natürlich braucht es Durchhaltevermögen, Spannkraft, Einsatzbereitschaft und die Fähigkeit sich von Rückschlägen nicht abbringen zu lassen.
All dies sind Charaktereigenschaften die die Selbstkraft des Menschen ungemein fördern. So das bei erreichen des Zieles nicht nur eine Sprache gelernt, eine schwierige āsana gemeistert, ein Berg erklommen ist, sondern der ganze Mensch sich weiter entwickelt hat. Und dies ist doch wirklich eine schöne Perspektive.
Die Natur im Jahresverlauf
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