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Sonnenaufgang über dem Weizenfeld

Gesundheit

 
Wie kann eine Immunkompetenz im Unterricht, in der asana-Praxis angeregt und gefördert werden?

Die Frage nach der Immunkompetenz ist eine hoch aktuelle. Es ist wichtig zu untersuchen, was uns anfällig für Krankheiten macht und was uns wirklich nachhaltig gesund erhält.

Die Bedeutung des Zusammenwirkens von Bewusstsein und Körper am Beispiel von candrasana (stehender Halbmondstand)

Ein wesentlicher Aspekt in der asana-Praxis wie sie von Heinz Grill im neuen Yogawillen heraus gearbeitet wurde, ist das Zusammenspiel von Bewusstsein und Körper. Die Übungen haben dann eine positive gesundheitliche Wirkung wenn Bewusstsein und Körper harmonisch aufeinander abgestimmt sind. Dies soll zunächst am Beispiel einer asana, dem stehenden Halbmond, deutlich gemacht werden.

Als geeignete Vorstellung zur Übung soll die Gliederung des Körpers in drei Regionen hinzu genommen werden. Die Beine und der untere Rücken bilden die stabile, ruhende Basis. Der untere Rücken sollte zudem als zentriert erlebt werden. Dazu ist es förderlich wenn die Beine geschlossen bleiben. Die Rückbeuge sollte keinesfalls im unteren Rücken gespürt werden. Der Bewegungsansatz erfolgt in der Zone des mittleren Rückens (auf der Höhe des solar Plexus) und kann als sprießende Kraft aus diesem Bereich gedacht werden, während der obere Bereich des Rückens, die Schultern, der Nacken und der gesamte Kopfbereich gelöst bleiben. Hier soll auch eine freie Übersicht empfunden werden. Während der Formung kann besonderer Wert darauf gelegt werden, immer wieder ruhig und beobachtend in der Stellung zu verweilen und die beschriebene Vorstellung dabei aufrecht zu erhalten. Aus der Ruhephase kann der Körper dann gemäß des Bildes in eine nächste, erweiterte Form gebracht werden. Der Wechsel zwischen Beobachtungs – und aktiver Formungsphase kann mehrfach im rhythmischen Spiel wiederholt werden, so dass die Haltung des Körpers beständig erweitert wird. Die Bewegung kann leicht und frei empfunden werden wenn sie nicht nur aus dem Körper sondern auch aus der gebildeten Vorstellung erwächst.

Die allgemeine Wirkung der Differenziertheit von Bewusstsein und Körper

Ganz allgemein kann man zunächst sagen, dass die Aufrechterhaltung des Bewusstseins trotz bestehender Spannungen des Körpers zu einem differenzierten Erleben des Körpers führt. Zudem differenzieren sich Bewusstsein und Körper in der ruhigen Beobachtung und man erlebt unmittelbar, dass man mit mehr Übersicht und Freiheit auf den Körper blicken kann. Der Atem wird dadurch in einer freieren und gelösteren Qualität erfahren.

Alle autonomen Funktionen des Körpers können dann viel natürlicher - gemäß ihrer innewohnenden Weisheit – ablaufen. Dazu gehören neben Stoffwechsel und Blutkreislauf, die Versorgung aller Organe und auch das Immunsystem. Einfach gesagt stören die sonst Unruhe erzeugenden ungeordneten Gedanken und Gefühle die autonomen Prozesse nicht mehr.

Die spezifischere Wirkung über das Nervensystem auf die Immunität

Um nun die Wirkung auf das Immunsystem genauer zu verstehen, ist es hilfreich das Nervensystem in seiner vermittelnden Funktion und als „Träger des Bewusstseins“ zu betrachten.
In der Regel nehmen wir den Tag über sehr viele Reize - sowohl bewusst als auch unbewusst - auf und es fehlt an der Kapazität des Bewusstseins, diese wirklich zu verarbeiten. Es entsteht eine nervliche Unruhe bzw. ein vegetatives Ungleichgewicht, die so genannte„vegetative Dystonie“. Das Verhältnis vom aktivierenden Teil des Nervensystems (dem Sympatikus) zum beruhigenden Teil (dem Parasympatikus) ist nicht mehr günstig, das Regenerationsvermögen und gesunde Eingreifen des Stoffwechsels damit vermindert. Die Stresshormone, die zwar kurzfristig den Organismus und auch das Immunsystem aktivieren, haben mittel – und langfristig eine immun-schwächende Wirkung. In diesem Zustand tritt normalerweise sukzessive eine weitere Erschöpfung ein, da das Nervensystem in dieser Überlastung immer offener wird für die Einflüsse der Umgebung ohne diese verarbeiten zu können. Gleichzeitig überschwemmen auch die aufgespeicherten, alten Erfahrungen und Emotionen unkontrollierter das Bewusstsein wenn dieses in seiner Grundkraft geschwächt ist. Wichtig ist zu verstehen, dass dieser Zustand nicht nur die Immunkraft vermindert, sondern uns gewissermaßen sogar in die Krankheit führt. Wir ziehen einen Keim heran, um so auf diesem Wege wieder die Ordnung im Inneren herzustellen und um die nicht statt gefundene Verarbeitung nachzuholen.

Nun kann bereits erahnt werden, warum die Schulung der Bewusstseinskräfte eine so wesentliche Rolle spielt.

Die Schulung der Verarbeitungskapazität des Bewusstseins

Lernen wir in der Arbeit mit der Körperübung - wie oben beschrieben – das Bewusstsein beobachtend und vorstellend auszurichten und dies auch über längere Zeiten aufrecht zu erhalten, erwerben wir eine Fähigkeit, die uns auch im Alltag zur Verfügung steht. Wir können in der Folge die aufgenommenen Eindrücke des Tages wirklich bewusst wahrnehmen, prüfen und anschließend verarbeiten.
Damit dies geschehen kann und die Immunkraft darin gestärkt werden kann, müssen wir auf eine weitere grundlegende, ergänzende Fähigkeit aufmerksam werden, die wir ebenfalls in der Arbeit mit der Körperübung im neuen Yogawillen schulen und heranbilden.

Die Wirkung des eigenständigen Erforschens und Überprüfens von Wahrnehmungen und Vorstellungen auf die Immunkraft

Nehmen wir hierzu nochmals das oben angeführte Beispiel des stehenden Halbmondes hinzu. Um was für eine Art Vorstellung handelt es sich bei der beschriebenen Dreigliederung des Körpers? Warum nehmen wir gerade diese? Wie finden wir heraus, ob sie wirklich stimmig ist? Ergründet man die Vorstellung weiter kann man sie als eine weiterführende, wahrheitsgetreue Gesetzmäßigkeit erkennen. Es drückt sich über den Körper die Möglichkeit einer Gliederung der Seelenkräfte, nämlich des Denkens, Fühlens und Wollens aus.

Wenn das Denken frei und beobachtend ist (ausgedrückt in der Gelöstheit der Schulter, Nacken – und Kopfpartie), der Wille nicht vorschnell zu einer Handlung drängt (ausgedrückt in der ruhenden Basis der Beine und des unteren Rückens), kann damit ein Raum entstehen für ein lebendiges Fühlen, eine Empfindung die neu erwächst und der Sache gemäß ist. Dies drückt sich in der Ausdehnung und dem „Raumgewinn“ in der mittleren Zone des Rückens, der Nieren und der Flanken aus und ist auch unmittelbar erlebbar in der sich öffnenden und weitenden Ausdehnung in den umliegenden Raum. Eine Freude entsteht wenn erahnt wird, wie sich diese hier auf den Körper angewendete Art der Beziehungsaufnahme auch in das Miteinander übertragbar ist und daraus eine intensive, wahrnehmende aber zugleich frei lassende Begegnungsform erwächst.

Es ist zunächst zweifelsohne erlebbar, dass die beschriebene Vorstellung der Gliederung in drei Bereiche eine Erweiterung in der Stellung ermöglicht. Der Übende prägt darüber hinaus einen Sinn dafür aus, dass die Vorstellung auch stimmig ist, also zu der ausgeführten Haltung passt. Auch kann er die weiterführende Gesetzmäßigkeit, wie sie sich im Leben zeigen würde, studieren und wird ebenfalls ein Gefühl dafür bekommen, ob er sie als „wahr“ und im Realen gegeben erlebt.

Gerade dieses eigenständige Überprüfen, der zunächst außerhalb unserer gewohnten Denkmuster liegenden Vorstellung erscheint sehr wesentlich für die Förderung der Immunkraft.
Wenn wir diese Fähigkeit im Leben anwenden lernen, können wir mutig in Beziehung treten mit allen Erscheinungen des täglichen Daseins. Wir lernen, das Erlebte wirklich anzuschauen und

können es verarbeiten, da wir Kriterien haben, nach denen wir beurteilen können, ob etwas unserer Entwicklung dient oder dieser entgegen steht. Genau darin liegt auch die eigentliche Aufgabe des Immunsystems. Dieses wird vorbereitet und entlastet wenn wir bereits auf der bewussten Ebene damit beginnen.

 

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